Kiezgeschichte #1: Woher kommt das „Lietzen“ im Lietzensee?

Veröffentlicht von Julian Gajo 29. September 2022

Die nördliche Hälfte des Lietzensees

In unserer neuen Beitragsreihe „Kiezgeschichte“ widmen wir uns dem Kiez, in dem wir als SPD-Abteilung tätig sind: rund um den Lietzensee, natürlich! Ausnahmsweise geht es dabei aber mal nicht um Tagespolitik, aktuelle Entwicklungen oder darum, wie wir uns zukünftig das Leben im Kiez vorstellen. Zur Abwechslung werfen wir mal einen Blick zurück und widmen uns der Geschichte, die in unserem Kiez steckt.

Denn obwohl uns Straßennamen, Plätze und Orte aus dem Alltag bekannt sind, steckt hinter vielem doch mehr, als man im Vorbeilaufen mitkriegt. Was war vor dem „Stutti“? Wer war eigentlich Suarez? Und welchem Kaiser ist der Damm nördlich des Lietzensees gewidmet?

Mit interessanten Details, die vielleicht sonst wenig Erwähnung finden, wollen wir somit nicht nur informieren, sondern für unseren Kiez begeistern und im besten Fall auch noch ein bisschen unterhalten.

Dabei können die unregelmäßig erscheinenden Teile der Reihe mal ausführlicher, mal kürzer und auf den Punkt gebracht ausfallen.

Für unseren ersten Beitrag haben wir uns etwas mehr Zeit genommen. Und ja: Es ist wohl fast zu naheliegend. Aber als SPD rund um den Lietzensee konnten wir es uns nicht verkneifen genau damit anzufangen: dem Lietzensee.

 

Woher kommt das „Lietzen“ im Lietzensee?

Der Lietzensee ist nicht nur Namensgeber unserer Abteilung, sondern zu allererst die ebenso beliebte wie ausgiebig besuchte und genutzte, urbane Oase in unserem Bezirk. Für die Anwohner in der Umgebung ist er seit jeher ein zentraler Anlaufpunkt; ob zum Spazieren, Joggen, Fußballspielen oder für den Kirchgang.

Doch woher kommt das „Lietzen“ im Namen des Sees? Dazu muss man schon ein bisschen weiter zurückblicken. Denn die Geschichte des Lietzensees – auch wenn hier nur kurz umrissen – ist eine deutlich längere, als man zunächst vermuten mag.

Wer ihn regelmäßig besucht, hat sicherlich schon mal einen Blick auf die Informationstafeln geworfen, um etwas mehr über die Entstehung des eigentlichen Parks zu lernen. Spätestens seit der nachträglichen Feier zum 100. Jubiläum des Lietzenseeparks im vergangenen Jahr haben es die meisten CharlottenburgerInnen mitbekommen: Den Lietzenseepark gibt es schon seit 1920! Zwischen 1918 und 1920 unter der Leitung von Erwin Barth und im Zuge einer allgemeinen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme geplant und gebaut, diente der Park als urbaner Erholungsort – einst (und heute fast unvorstellbar) sogar mit Badestelle.

Doch den Lietzensee selbst gab es schon lange bevor unser so geschätzter Park nach ihm benannt wurde. Tatsächlich entstand dieser im Zuge der letzten Eiszeit! (Eine Eiszeit, die vor rund 10.000 Jahren endete.) Somit handelt es sich bei dem See um ein Gewässer natürlichen Ursprungs.

Und nein: Das war kein Vertipper. Den Lietzensee gibt es – natürlich nicht in der Form, wie wir ihn heute kennen – schon deutlich länger als den einhundertjährigen Park. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass er über seine lange Geschichte hinweg schon viel erlebt hat!

Ausgegrabene Bestattungsurnen deuten darauf hin, dass es bereits in der Bronzezeit (zwischen 2.200 und 880 v. Chr.) Siedlungen nahe des Lietzensees gegeben haben soll.

1239 dann fand erstmals die Siedlung Lucene Erwähnung. Man ahnt, wo die geschichtliche Reise der Namensfindung hinführt. Das slawisch-germanische Mischdorf, was Teile der Spree kontrollierte, wandelte seinen Namen über die Jahrhunderte. So war es später auch als Lusze, Luze oder wie in 1465 kurz auch als „bey der Lutzen“ benannt und bekannt. Später – und das dürfte nun einigen deutlich bekannter vorkommen – hieß das in der Zwischenzeit ordentlich angewachsene Dorf Lietzow (ab dem 18. Jahrhundert auch Lützow), welches ursprünglich im Vollbesitz des Benediktinerinnenklosters St. Marien (im heutigen Spandau) war und 1719 in die damalige Stadt Charlottenburg, die damals noch nicht Teil von Berlin war, eingemeindet wurde.

Somit erhielt der See, der vor der Eingemeindung übrigens vor allem von Nonnen als Fischteich genutzt wurde, seinen Namen in Anlehnung an die nächstgrößere Ortschaft und war fortan bekannt als der Lietzensee.

Dabei sollen all diese Abwandlungen des heute so geläufigen Namens, also auch jene Lietzows bzw. Lützows, nicht von ungefähr kommen. Es wird vermutet, dass sie auf das wendisch-slawische Wort lucina zurückzuführen sind, was so viel wie „Sumpfland“ oder auch „Wiese“ bedeuten kann. Wer die Gelegenheit hat, ein paar ältere Aufnahmen vom Lietzensee zu Gesicht zu kriegen (bevor dieser von einem ordentlichen Park umgeben war), findet sicherlich beides vor.

 

Weiterführende Links und Quellen:

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